Wenn Euch die Gedichte gefallen, möchtet
Ihr vielleicht mit dem Autor in Verbindung treten:
Roman Herberth
Mein Steckenpferd
Ich reite auf dem Steckenpferd.
Mein Stiefel steckt im Bügel.
Der Weg so weit, so unbeschwert.
Kein Fremder zerrt am Zügel.
Verlassen liegt der Pferdestall,
die Box, das Stroh, das
Futter.
Kein Steckenhieb, kein Peitschenknall.
Und alles ist in Butter.
Im Schritt, im Trab und
im Galopp.
Verhalten und verwegen.
Am Hindernis ein scharfer
Stop,
sonst steuern wir dagegen.
Mein Steckenpferd ist apfelfrei.
Es schnaubt nicht mit den
Nüstern.
Doch kommst du mal bei mir
vorbei,
dann wird es dir was flüstern.
Elefantös
Der weltbekannte Elefant
erträgt im Sommer und
im Winter
sein dickgehäutetes
Gewand.
Dasselbe gilt für seine
Kinder.
Es juckt ihn nicht der 'letzte
Schrei'.
Und aus Paris die neu'ste
Mode
ist ihm egal und einerlei.
Denn Null-Punkt-Null: die
Umziehquote.
Statt Hahn-Geschrei und
Wecker-Krach
wird früh am Morgen
laut trompetet.
Das macht die taubste Dickhaut
wach.
Zum Aufsteh'n wird sie überredet.
Dann durch den Wald auf
schnellstem Pfad
zum Tümpel und zur
Wasserschüssel.
Dort nimmt man ein Erfrischungsbad,
als Duschkopf dient der
lange Rüssel.
Die lahme Ente
Sie watschelt immer hinterher.
Das liegt nicht am Gelände.
Sie ist, das nimmt sie furchtbar
schwer,
nur eine lahme Ente.
Von Kükenbeinen an
schien klar:
Wie sehr sie sich auch hetzte;
sie kam nicht mit, und blieb,
und war
mit Abstand stets die letzte.
"Jetzt reicht's, ich jogge
jetzt im Kreis.
Trainiert wird alle Tage.
Bald gibt es keinen Trost
als Preis
und keine Niederlage."
Die lahme Ente rennt und
rennt
vorbei mit Seitenstechen.
Sie krault im nassen Element.
Und achtet ihr Versprechen.
...
Das Wörtchen 'lahm'
ist fehl am Platz.
Es sucht daher behende
an allen En(d)(t)en nach
Ersatz.
Der Vorgang findet bald
ein(e) En(d)(t)e.
Die Kellerassel
Die aufgekratzte Kellerassel
sitzt leise wimmernd im
Schlamassel.
Sie riecht nicht mehr den
Moderduft.
In ihrem Kopf herrscht dicke
Luft.
Sogar in ihrer Lieblingsecke
bringt sie der Rauhputz
fast zur Strecke.
Er bröckelt ab, dann
fällt er tief.
Lawinen aus dem Felsmassiv.
Das geht durch Mark und
auf die Knochen.
Das Rückgrat hat man
ihr gebrochen.
Sie hat zwar keins. Es schmerzt
sie doch.
Verstimmt kriecht sie ins
letzte Loch.
Die Kellerassel wird genesen.
Ihr Hautkontakt mit einem
Besen
war nicht geprägt von
Sympathie.
Zu garstig war das Borstenvieh.
Das Krokodil
Es war einmal ein Krokodil.
Sein Auge hat geregnet.
Das ist mir zwischen Köln
und Kiel
im Bummelzug begegnet.
Wir saßen im Abteil
zu zweit,
und äugten in die Landschaft.
Erst übten wir die
Schweigsamkeit,
dann schlossen wir Bekanntschaft.
Ich fragte nett: "Wie heißen
Sie?"
Da knirschte es die Zähne,
und schluchzte laut von
vis-a-vis:
"Im Deutschen sagt man:
Träne.
Was auch geschieht, ich
weine nur.
Die Nase meist gerötet.
Verkümmert ist die
Frohnatur.
Vielleicht schon abgetötet.
Ich überlege her und
hin.
Der Fluß kommt nicht
ins Stocken.
Und ganz egal wo ich auch
bin:
Mein Auge bleibt nicht trocken!"
Ich traf einmal ein Krokodil
mit kurzen, grünen
Beinen.
Das hatte nur das eine Ziel:
Es wollte nie mehr weinen.
Auf der hohen Kirchturmspitze
zieht ein grauer Wetterhahn
in der Kälte, in der
Hitze
einsam seine enge Bahn.
Immer steht er auf dem Posten.
Wenn ein Schauer ihn ergreift,
schaut sein Schnabel meist
nach Osten,
weil vom Meer ein Westwind
pfeift.
Einem Sturm die Stirn zu
bieten,
fiele ihm im Traum nicht
ein.
Daher hat er seinen Frieden.
Das ist gut. So soll es
sein.
Keine Wahl hat er getroffen,
seit er auf dem Kirchturm
steht.
Doch für jede Richtung
offen,
falls der Wind ihn dorthin
dreht.
Habicht und Fuchs
Der Gockel bläst zum
Großalarm.
Er kräht die Stimme
heiser.
Doch auf der ganzen Hühnerfarm
wird es kein bißchen
leiser.
"Seid endlich mucks- und
mäuschenstill!
Gebt acht auf eure Küken.
Ein Habicht kreist. Ein
Habicht will
ein Hähnchen-klein
verdrücken!"
Das hat die Hennen aufgeschreckt.
Sie stürzen zu den
Zäunen,
wo ihre Kinder gut versteckt
und unbekümmert streunen.
"Ihr flieht sofort ins Hühnerhaus.
Befehl von eurem Vater.
Den führt ihr augenblicklich
aus.
Und bitte kein Theater."
Der Habicht macht auf Überfall.
Das sammelt das Zerstreute.
Der Fuchs sitzt schon im
Hühnerstall
und wartet auf die Beute.
Geteilt wird nachher brüderlich.
Der Raubzug reicht für
beide.
"Ein Hühnchen, du,
ein Hühnchen, ich."
Dann suchen sie das Weite.
Die Eule
Ob Glitzersterne funkeln,
ob sich der Mond bedeckt,
die Eule sieht im Dunkeln.
Und nichts bleibt ihr versteckt.
Wenn sich die Tagesreise
bis morgen früh vertagt,
dann fliegt die Eule leise
auf Pirsch und Mäusejagd.
Ihr Hochsitz: eine Buche.
Die Brille wird poliert.
Damit die Nahrungssuche
auch zu Erfolgen führt.
Die Nacht wird ausgeblendet.
Die Eule u-u-uht, das heißt:
"Die Brotzeit ist beendet.
Ich habe g-u-u-uht gespeist!"
Nun flattert sie bedächtig
zurück zu ihrem Nest.
Dort wird am Tag genächtigt.
(Denn was sich eult -
hat bis zum Abend: Hausarrest.)
Allein mir fehlt ...
Die Taube turnt am Schornsteinrand.
Sie trippelt mit den Zehen.
Und fliegt zum nächsten
Imbißstand,
um sich dort umzusehen.
Dort wird gegurrt, beäugt,
benickt,
und Neues durchgehäckselt.
Sie schnäbelt aus und
wird gepickt,
bis sie den Standort wechselt.
Die Taube ist bestimmt nicht
taub.
Sie macht sich flugs und
gründlich
beim kleinsten Anlaß
aus dem Staub,
denn sie ist lärmempfindlich.
Wenn sie den Futterplatz
umkreist
und nach den Körnern
spurtet,
dann gurrt sie flatternd,
und das heißt:
"Ich bin nicht angegurtet!"
Den Frieden bringt die Taube
mit,
so lehrt ein alter Glaube.
Und so erzählt ein
Scherenschnitt;
allein mir fehlt ... die
Taube.
Ein Bauherrn-Modell
Der Fuchs erweitert seinen
Bau.
Er wühlt und furcht
und baggert.
Es hat ihn nämlich
seine Frau
schon tagelang beackert.
Das Erdreich: hart. Der
Bauherr schwitzt.
Die Pfoten: angeschwollen.
Mit Balken wird der Gang
gestützt,
denn dadurch hält der
Stollen.
Zum Fünf-Uhr-Tee: die
Tat vollbracht.
Beim Richtfest: Hoch die
Tassen!
Der Fuchs küßt
seine Frau und lacht:
"Das kann sich sehen lassen.
Die Holzverstrebung so massiv
wie Stahlbeton und Eisen.
Mein Ehrenwort, hier rutscht
nichts schief.
Das kann ich dir beweisen.ö
Dann hämmert er aus
Spaß und Jux
am nagelneuen Stollen.
Die Hölzer fallen auf
den Fuchs,
...
seitdem ist er verschollen.
Die Mücke
Die Mücke sticht nicht
nur zum Spaß.
Auch sie muß sich
ernähren.
Sonst beißt sie garantiert
ins Gras
und wird nicht lange währen.
Sie saugt sich voll bei
Mann und Frau,
ob jung, ob antiquarisch.
Sie schlürft vom Blut
und sei es blau,
und pfeift auf vegetarisch.
"Was soll der dumme Futterneid?
Um ihn wird nie gestritten.
Ein Imbiß reicht der
Zweisamkeit
und auch noch einem Dritten."
Die Nacht ist lau und sommerlich.
Ein Schnarcher ohne Decke.
Es folgt ein kurzer Mückenstich
-
(Das Licht geht an. Es schlägt
die Wut
das frisch gezapfte Menschenblut)
- und bringt den Störenfried
zur Strecke.
Die Mausefalle
Auf meinem Konto bei der
Bank
sind alle Mäuse "tierisch
krank".
Sie kommen schwach dahergekrochen,
ganz mager, blaß,
nur Haut und Knochen.
Der Grund des Übels
ist bekannt.
Der "Wohlstand" drückt
sie an die Wand.
Das meiste frißt die
"Katzen"-Steuer,
ein nimmersattes Ungeheuer.
Im zweiten Akt melkt sie
mit Schwung
die Gilde der Versicherung.
Das Mäusevolk ist hier
zu feige.
Es wehrt sich nicht und
geht zur Neige.
Ein Mäuschen hier,
ein Mäuschen dort,
die großen Möuse
ziehen fort.
Je nach Kalender sind Gebühren
an irgendjemand abzuführen.
Und dadurch schrumpft der
Mäusestaat.
Die Sparsamkeit weiß
nur den Rat:
Du mußt den Gürtel
enger schnallen.
Und - Augen auf bei Mäusefallen.
Die Vogeleisenbahn
Der Sommer eilt zur Garderobe
und greift nach Stock und
Hut.
Der Herbst beginnt mit seiner
Probe.
Das Schauspiel klappt schon
gut.
Am Acker igeln sich die
Stoppeln.
Das Korn ist eingesackt.
Der Hase muß ins Maisfeld
hoppeln,
wenn ihn der Hunger packt.
Die Sonne kommt nicht aus
den Federn.
Der Wecker schrillt bei
Nacht.
Und leiser wird das Vogelzetern,
denn Schwarm auf Schwarm
wird mit der Vogeleisenbahn
nach Afrika gebracht.
Der Spatz
Es tschilpt aus grünen
Hecken,
auf jedem freien Platz.
An allen Straßenecken
umflattert dich ein Spatz.
Er mischt sich unter Tauben.
Und wird nicht angepickt
beim Leckerbissen-Rauben.
Den ihm der Himmel schickt.
Flink schnappt er sich die
Beute,
und greift zum Speiseplan.
Und denkt: "Das reicht für
heute!
Die Arbeit ist getan."
Gesättigt bis zum Platzen.
Nun kommt der Nachgesang,
das Tschilpen und das Schwatzen
mit auserwählten Spatzen
bis hin zum Mondaufgang.
Die Möwe
Trotz Rücken-, Gegen-,
Seitenwind!
Die Möwe geht zum Segeln.
Denn sie erlernte schon
als Kind
den Sport nach allen Regeln.
Ihr Bootsrumpf ist nie festgeklinkt.
Sie nutzt die kleinste Brise
und gleitet federnd und
beschwingt
vorbei an Strand und Wiese.
Zuweilen jagt sie wie ein
Pfeil
durch Meeresgischt und Brandung.
Sie bleibt wie-durch-ein-Wunder
heil,
und setzt dann an zur Landung.
Die Möwe kreuzt den
Ozean.
Dort dampfen Fischerkutter.
Es ändert sich der
Speiseplan.
Ein Seemann schenkt ihr
Futter.
Mit 30 Knoten oder mehr
zurück zur blauen Boje.
Vom Segeln sind die Flügel
schwer.
(Noch 5 Minuten - bis zur
Koje.)
Der Laubfrosch
Der Laubfrosch raschelt
durch die Blätter.
Im Frühling purzelt
er im Klee.
Er fühlt sich wohl
bei jedem Wetter
und abends quakt sein Maul
am See.
Zur Paarungszeit, am stillen
Weiher,
singt er vereint im Tümpelchor.
Es schläft der Storch.
Es ruht der Reiher.
Das paßt dem Bass
und dem Tenor.
Dann tanzt das Schilf, die
Gräser summen
im Takt und ohne Dirigent.
Vor Mitternacht wird es
verstummen,
weil jeder Frosch auch gerne
pennt.
Künstlerpech
Zwischen Haus und Regenrinne
klettert kreuzfidel die
Spinne.
Und sie fädelt sich
ein Netz
streng nach dem Naturgesetz.
Keiner musste sie beraten.
Und sogar den Klebefaden
hat sie selber hergestellt.
Einwandfrei! Die Sache hält.
Um das Richtfest einzuleiten,
fehlt es noch an Kleinigkeiten.
Noch einmal wird abgeseilt.
Hier gestrafft und dort
gestylt.
Schließlich liegt
sie auf der Lauer.
Und bereits nach kurzer
Dauer
fängt sie ein: Ach
Menschenskind!
Und sie schreibt es in den
Wind.
Um den Ärger zu verdauen,
fängt sie an, neu aufzubauen.
Klebstoff wird frisch angesetzt.
Und das Werk erneut vernetzt.
Am Weiher
Idyllisch liegt der stille
Weiher.
Und die Natur hält
sich im Lot.
Hier angeln stelzenhohe
Reiher
im dichten Schilf ihr Pausenbrot.
Es helikoptert die Libelle.
Sie fliegt dahin und stoppt
und steht,
und rührt sich nicht
mehr von der Stelle,
bis es beflügelt weitergeht.
Die Rose wäscht sich
ihre Füße,
und strahlt dabei in gelber
Pracht.
Die Enten zupfen am Gemüse.
Und abends sagt ein Fuchs:
"Gut Nacht!"
Es pappelt eine Augen-Weide.
Und manchmal klopft sie
auf den Busch.
(der steht ihr immer treu
zur Seite).
Das trifft ihn wie ein kalter
Tusch.
Die Wespe
Sind diese Birnen ausgereift?
Die Wespe will es testen.
Sie beißt hinein und
sie begreift:
Das Zeug schmeckt süß
am besten.
Ihr schwarz und gelb gestreiftes
Kleid,
die einzige Klamotte,
beweist: Die Wespe ist gescheit
und sparsam wie ein Schotte.
Sie findet Zuckerstückchen
toll
und liebt die Limonaden.
Sie nimmt den Rüssel
rand und voll,
doch manchmal geht sie baden.
Die Wespe nascht am Tellerrand.
Und schlürft auch schwarze
Brühe.
Dann hat ihr Schlaf, das
ist bekannt,
am Abend seine Mühe.
Um einen Apfel steppt ihr
Schritt.
Es lächeln Vitamine.
Am Nachbarapfel steppt es
mit,
dort tanzt die flotte Biene.
Ein Nacht-ent-Falter
Erst wenn dem Mond ein Licht
aufgeht
durch fern bedienten Schalter,
beginnt, weil es im Zeitplan
steht,
die Nachtarbeit der Falter.
Ihr Wirkungskreis ist eingegrenzt.
Man schwirrt nicht in die
Ferne.
Man fliegt zum nächsten
Ding, das glänzt,
zum Beispiel zur Laterne.
Doch auch bei Oper, Kunstgedicht:
Die Falter huschen nächtlich
im Scheinwerfer- und Rampenlicht.
Der Beifall rauscht beträchtlich.
Im Taumel sucht ein armer
Tropf
sein Glück und eine
Bleibe.
Jedoch er stößt
mit seinem Kopf
nur an die Fensterscheibe.
Jetzt nimmt er seinen Fuß
vom Gas.
Das Flugzeug wird gefaltet.
Kopfüber sitzt er auf
dem Glas,
bis er die nächste
Nacht gestaltet.
Der Regenwurm
Im Boden hat ein Regenwurm
sich häuslich eingerichtet.
Er hat auf seinen Hifi-turm
natürlich nicht verzichtet.
Sein Fressen holt er vom
Kompost.
Er wühlt sich durch
die Reste.
Und schwärmt: "Die
frische Hausmannskost
ist immer noch das Beste."
Nach jeder Mahlzeit zieht
er sich
zurück in seine Wohnung.
Und gönnt sich, falls
erforderlich,
ein Schläfchen zur
Belohnung.
Doch wenn die Wolken ungehemmt
aus allen Nähten platzen,
wird seine Wohnung überschwemmt,
dann schimpft er wie die
Spatzen:
"Das Wasser stinkt mir kolossal!
Es kommt mir ungelegen.
Ich muss hinauf, verflixt
noch mal
und wurme dann im Regen!"
Der Esel will im Frühling
aufs Eis
Der Esel eilt zum Karpfenteich
und möchte sich den
Fuß verstauchen.
Der Frühling spielt
ihm einen Streich:
Er lässt die Eisschicht
untertauchen.
Der Esel schimpft und zetert
laut.
Er meckert gleich der Ziegenherde.
Worauf der Hecht erschrocken
schaut.
Der Eselhuf stampft auf
die Erde.
"Ich habe es doch gut gemeint",
versichert ihm die Frühlingssonne.
"Und was dir fluchenswert
erscheint,
das ist für andre eine
Wonne!"
"Du schuldest mir den Eiskunstlauf!
Ich bin ein Esel ohnegleichen.
Und alles andre regt mich
auf. -
Du kannst mir doch kein
Wasser reichen!"
Der Frühling war zutiefst
verletzt
von diesen frechen Eseleien.
Er hat sich fürchterlich
entsetzt.
Und seine Wut fing an zu
schneien.
Die Flocken fielen Tag und
Nacht.
Ein kalter Wind kam aus
dem Osten.
Dem Frühling blüht
die Winterpracht,
- und nur der Esel
kommt auf seine Kosten.
Horrorgeschichte
Es lebte gut versteckt im
Heu,
es war kaum zu entdecken,
ein Tierchen - schüchtern,
voller Scheu.
Doch fand man es, erweckte
neu
das Tierchen einen Schrecken.
Wie viele Schrecken hat
das Tier.
Das war die große
Frage.
Man rätselte: Wahrscheinlich
vier.
Man suchte eins - im Heurevier.
Das Suchen war 'ne Plage.
Das kleine Tierchen nahm
Reissaus
mit vielen Artgenossen.
Sie querten Wüsten
mit Gebraus.
Sie hielten Rast bei jedem
Haus
und fraßen grüne
Sprossen.
Doch einige, die kehrten
um.
Im Heu sind sie der Schrecken.
Ich frage mich schon lang
warum,
benennt man dieses Tier
so dumm?
Was mag dahinter stecken?
Guten Abend
Der Abend ist im Gange.
Am Himmel thront der Mond.
Die Hühner sind schon
lange
auf ihrer Hühnerstange.
Sie sind es so gewohnt.
Am Himmel funkeln Sterne.
Der Große Wagen steht.
Er parkt in weiter Ferne
weitab von der Laterne,
an der ein Falter seine
Runden dreht.
Nun wird es still und leise.
Es zieht der Abendwind
die altbewährten Kreise.
Und Eulen glotzen weise
...
wenn sie nicht gestorben
sind.
Anders - als man denken könnte
Die Hennen flattern aufgeregt
und gackern ohne Pause.
Die Schnäbel klappern
unentwegt.
Es lärmt im Hühnerhause.
Bis in den Wald tönt
das Geschrei.
Ein Fuchs denkt sich im
Stillen.
"Ich geh' mal hin und schau'
vorbei,
und werde meinen Magen füllen."
Er schleicht geduckt zum
Waldesrand.
Dann schlägt er einen
Bogen
um einen hohen Jägerstand.
Denn er ist schlau und gut
erzogen.
Zum Hühnerhof gelangt
er gleich.
Der Zaun hat seine Lücken.
Und er betritt das Hühnerreich
mit schelmischem Entzücken.
Noch immer schimpft der
Hühnerstall.
Die Hennen sind gefangen.
Der Bauer schürte den
Krawall.
Sein Plan ist aufgegangen.
Der Fuchs erkennt den Hinterhalt
und stürzt zum Zaun
um durchzuschlupfen.
Er wär' am liebsten
schon im Wald,
mit ihm will man ein Hühnchen
rupfen.
Kinderträume
Der Mond hat sich verfangen.
Das Blattwerk hält
ihn fest.
Die Eulenkinder bangen
und fürchten um ihr
Nest.
Sie rufen nach der Mutter.
Doch die ist außer
Haus
und fängt das Vogelfutter
in Form von einer Maus.
"Ihr braucht doch nicht
zu schreien.
Ich habe mich vertan
und bitte um Verzeihen,
ich flog aus meiner Umlaufbahn."
Der Mond entkommt den Zweigen
und eilt in seine Welt.
Der Baum hüllt sich
in Schweigen,
was auch dem Mond gefällt.
Die Mutter kommt vom Mäuse-rauben
und hört, sie habe
viel versäumt.
Natürlich kann sie
es nicht glauben.
Sie denkt bei sich:
"Die Kinder haben schlecht
geträumt!"
Geknickt
Mein Vogel hält den
Plapperschnabel,
denn eine Feder ist geknickt.
Er fühlt sich mies
und miserabel,
wenn er auf sein Gefieder
blickt.
Die Körnermischung
lässt er liegen
und auch den frischen Kopfsalat.
Er möchte nicht im
Zimmer fliegen,
er fühlt sich krank
und nicht auf Draht.
Verdrossen grübelt
er im Käfig
und brütet seine Laune
aus.
Darüber wird sein Körper
schläfrig.
Nun schnarcht und sägt
das Vogelhaus.
Bereits in aller Herrgottsfrühe,
bevor der Hahn sein Ständchen
singt,
bevor der Tag mit größter
Mühe
die Sonne auf den Bergkamm
bringt,
entwirrt mein Vogel sein
Gefieder
und überlistet seine
Nacht.
Sein Schnabel schmettert
frohe Lieder.
Er hat die umgeknickte Feder
gerupft
- und zur Vernunft gebracht.
Die Schnecke
Die Schnecke schleppt ihr
Wohnmobil.
Es schwankt auf ihrem Rücken.
Vom Rasen hält sie
nicht sehr viel.
Sie liebt das Blumen-pflücken.
Woher sie kommt. Wohin sie
eilt.
Bei jeder Atempause,
selbst wenn sie in der Fremde
weilt,
ist sie bei sich zuhause.
Am Abend braucht sie kein
Hotel
und keine fremden Betten.
Und bei Gefahr kann sie
sich schnell
in ihr Gehäuse retten.
Im Wohnmobil ist sie der
Boss.
Dort kann sie lauthals lachen.
Sie schiebt den Riegel in
das Schloss.
Und niemand kann sie dann
-
zur Schnecke machen.
Schwarzgefleckter Käfer
Ein schwarzgefleckter Käfer
streunt
durch seine Heimatwiese.
An einem Grashalm lehnt
sein Freund
und nippt am Frischgemüse.
Den Beiden fehlt das Augenlicht,
da hilft auch keine Brille.
Du fragst warum, ich weiss
es nicht.
Hier waltet fremder Wille.
Der Tastsinn plant die Käferspur.
Die Beinchen sind wie Schüler.
Sie geh'n zu sechst und
folgen nur
dem Rat der Vorder-Fühler.
Der Käfer kommt fast
aus dem Tritt.
Er kann Vertrautes riechen.
Und er beschließt
beim nächsten Schritt,
der Nase nach zu kriechen.
Der Freund ist freudig angetan.
Die Fühler dürfen
"schwätzen".
- Man sieht daran, ein Riechorgan
kann einen Blick ersetzen.
Die Fliege an der Wand
Mich stört die Fliege
an der Wand.
Sie soll sofort verschwinden.
Sie bringt mich noch um
den Verstand.
Das will ich unterbinden.
Ich fordere sie höflich
auf,
das Zimmer zu verlassen.
Sonst nimmt mein Ärger
seinen Lauf,
dann fliegen Untertassen.
Das Flugobjekt hockt ungerührt.
Ich stelle es zur Rede.
Und meine Faust schlägt
ungeniert
die bunte Stofftapete.
Es rumpelt mir im Bauch
die Wut.
Der "Treffer" ging ins Leere.
Ich sehe rot. Es kocht mein
Blut.
Gekränkt ist meine
Ehre.
Die Fliege hat vor nichts
Respekt
und lässt sich nicht
verjagen.
Ich werde sie -im Endeffekt-
bis auf weiteres ertragen
(müssen).
Kamel + Dromedar
Ein Kamel im heissen Sand,
einsam und verlassen,
ist bei Vollmond durchgebrannt.
Keiner kann es fassen.
Niemand kennt den Aufenthalt.
Wüstensöhne suchen
nach gehökerter Gestalt,
und man hört ihr Fluchen.
Das Kamel zieht sehr verschreckt
durch den Staub der Straße.
Doch sein Kompass hat entdeckt:
Palmen und Oase.
Dort wird schlürfend
aufgetankt.
Wasser wird gespeichert.
Da es auch an Futter krankt,
wird es angereichert.
Plötzlich steht ein
Dromedar
neben seinen Hufen.
Einsamkeit ist nicht mehr
wahr,
und aus beiden wird ein
Paar.
(Der Traum kommt wie gerufen.)
Ein Hamster im Käfig
Ein Hamster lebte ganz allein.
Er hatte Langeweile.
Die Gitter waren hart wie
Stein.
Ihm fehlte eine Feile.
Im Käfig war es öd'
und fad.
Er wollte sich entfernen.
In seinem Käfig stand
ein Rad.
Er wollte radeln lernen.
Nach ein paar Tagen konnte
er
mit einer Pfote lenken.
Er turnte freudig hin und
her.
Und er begann:
An Flucht zu denken.
Am nächsten Abend geh
ich weg
und sause durch das Gitter.
Ich hamstere noch Brot und
Speck
und Wasser - einen Liter.
Die Backen waren aufgebläht.
Er war bereit zum Reisen.
Er radelte von früh
bis spät
und rastete zum Speisen.
Und täglich hofft er
auf sein Glück.
Ihm schmerzen schon die
Glieder.
Das Rad bewegt sich nicht
ein Stück.
Er strampelt täglich
wieder.
Der Hamster rennt ein Leben
lang
und kommt nicht von der
Stelle.
Er müht sich ab - voll
Freiheitsdrang -
und schwitzt in seinem Felle.
Mein Vogel
Mein Vogel ist genügsam
und äußerst pflegeleicht.
Er ist mit dem zufrieden.
Was mein Verstand ihm reicht.
Er wohnt in einem Käfig,
in dem ihn keiner schaut.
Und dennoch hört ihn
jeder.
Er krächzt zuweilen
laut.
Er ist ein Wandervogel
und hält stets Tritt
mit mir.
Er ist ein wundersames
und ausgelass'nes Tier.
Er wetzt sich oft den Schnabel.
Er denkt erst später
nach.
Und wenn ich ihn belehre,
dann lächelt er nur
schwach.
Ich liebe seine Nähe,
das sag' ich ohne Scheu.
Er ist mir stets zur Seite
und unwahrscheinlich treu!
Auf dem Bauernhof
Hennen gackern um die Wette.
Martinsgänse schnattern
laut.
Und die gute, alte, fette
Schweinemutter grunzt versaut.
Auf dem Speicher jagt die
Katze,
falls sie nicht am Ofen
döst.
Ochsen tragen Horn statt
Glatze.
Längst sind sie vom
Joch erlöst.
Ab und zu ein Hundebellen.
Prachtvoll jodelt eine Kuh.
Malmend murren Stallgesellen
wiederkäuend einfach:
muh.
Tauben gurren um das Futter.
Wer hier wohnt, kennt keine
Not.
Milch wird Yoghurt oder
Butter
und das Weizenmehl zu Brot.
Greif die Liane ...
Im Dschungel dienen die
Lianen
dem Affenvolk im Nahverkehr.
Es schwangen sich schon
ihre Ahnen
zum einen hin, zum andern
her.
Die Affen wählen zu
zwei Drittel
den flotten Baum-zu-Baum-Transport.
Und dieses Fortbewegungsmittel
ist auch beliebter Freizeitsport.
Wer häufig durch die
Gegend baumelt,
läuft rein statistisch
in Gefahr,
dass er einmal zu Boden
taumelt.
Für Affen ist das absehbar.
Sie wünschen sich für
diese Fälle,
wenn dem Gewächs der
Faden reisst,
ein zweites Seil sei gleich
zur Stelle,
das sich als Rettungshalm
erweist.
Im Urwald reifen die Bananen.
Die Frucht ist affenweit
begehrt.
Man sucht sie auf mit den
Lianen,
weil dort die Eisenbahn
nicht fährt.
Den feinen Wüstensand
durchtrampeln zwei Kamele.
Sie trotten Hand in Hand.
Es staubt in ihrer Kehle.
Seit Jahren ist das Paar,
der Zweisamkeit verbunden.
Die drohende Gefahr
wird "doppelt" überwunden.
Sie schaukeln kreuz und
quer,
doch ohne Karawane.
Sie scheren sich nicht mehr
um eine fremde Fahne.
Bei Nacht und Dunkelheit!
Im Sandsturm auf der Straße!
Sie haben es nie weit
zu ihrer "Traum-Oase".
Ein Rentier zieht den schweren
Schlitten,
die Zügel hält
der Weihnachtsmann.
Sie bilden, das ist unbestritten,
ein sehr beliebtes Zweigespann.
Durch Wattewolken wird geflogen.
Vom Wind verweht, der weiße
Bart.
Dann wird zur Erde abgebogen,
die Glöckchen bimmeln
auf der Fahrt.
Von Kindern sehnsuchtsvoll
erwartet,
von Wünschen links
und rechts bedrängt.
Bevor das Rentier heimwärts
startet,
wird alles weihnachtlich
beschenkt.
Ein Ackergaul
Ein altgedienter Ackergaul
zieht Egge, Pflug und Wagen.
Und nur am Sonntag döst
er faul,
und an den Feiertagen.
Er schont nicht seine Arbeitskraft,
auch nicht für kurze
Dauer.
Und schuftet stets gewissenhaft
zur Freude für den
Bauer.
Ein Ärger steigt ihm
nicht ins Hirn,
denn er ist kalt geblütet.
Und bietet einer ihm die
Stirn,
so ist er bald ermüdet.
Doch heute biss ein böses
Maul.
Das war wie Feuer-fangen.
Da ist mit ihm sein eigner
Gaul
auf einmal durchgegangen.
Ein Specht
Ein weiss- und rotgestreifter
Specht
ist feierabends stark geschwächt,
weil er mit seinem Schnabel
hämmert,
von früh am Morgen
bis es dämmert.
Er liebt sein Handwerk,
den Beruf.
Und was er schafft, und
was er schuf,
zeigt sich an hochbetagten
Bäumen.
Ein Faulpelz kann davon
nur träumen.
Doch diesmal beisst er auf
Granit.
Es geht nicht vorwärts.
Keinen Schritt.
Trotz Meisel, scharf gezähnter
Säge
und zugespitzter Kantenschläge.
Noch zwang er jeden Eichenast.
Jedoch den dicken Leitungsmast
wird er bestimmt umsonst
umkreisen,
denn der ist hart wie Stahl
und Eisen.
Die Grille stimmt ihr Instrument,
und zupft an vielen Saiten.
Im Frack erscheint der Dirigent,
den Vortrag einzuleiten.
Die Notenblätter sind
verteilt
auf Gräsern und auf
Zweigen.
Der Taktstock hat noch kurz
verweilt:
dann Einsatz für die
Geigen.
Es fiedelt schwungvoll und
es zirpt.
Die Grille ist zu ehren.
Vom Lorbeer, den sie sich
erwirbt,
kann sie sich voll ernähren.
Die Serenade dauert lang.
Das Publikum wird müde.
Erst weit nach Sonnenuntergang
beginnt die Schluss-etüde.
Der Eichelhäher
Ich komme einem Waldstück
näher.
Da alarmiert der Eichelhäher
die Waldbewohner weit und
breit,
indem er markerschütternd
schreit.
In Bäumen will er oben
sitzen.
Dort kann er durch die Blätter
spitzen.
Und immer ist er gut getarnt,
wenn er die Hasenfüße
warnt.
Von früh bis spät
steht er auf Wache,
und meldet sich bei jeder
Sache,
die ihm nicht ganz geheuer
scheint.
Und fasst in Töne,
was er meint.
Kein Wunder, dass die scheuen
Rehe
sehr dankbar sind für
seine Nähe.
Der Eichelhäher informiert.
Und das wird "amtlich" garantiert!
Telefonitis
Ein Maulwurf kauft ein Telefon.
Nun nutzt die ganze Sippe
statt Federkiel den guten
Ton.
Und greift zur Quasselstrippe.
In jedem freien Augenblick
bespricht man seinen Kummer
und sein erlebtes Mißgeschick
mit der gewählten Nummer.
Das Klatschgespräch
aus Nah und Fern
rauscht knisternd durch
die Leitung.
Das Telefon ist hochmodern
und schneller als die Zeitung.
Und wenn es klingelt, wenn
es schnarrt,
beginnt man gleich zu laufen.
Ins Telefon ist man vernarrt
-
sogar der Maulwurfshaufen.
Ein Pferd und das Fahrrad
Auf einem Fahrrad lacht
ein Pferd
und huft in die Pedale.
Es lenkt und steuert sein
Gefährt
zum wiederholten Male.
Es klingelt nicht, es wiehert
laut,
um freie Bahn zu schaffen.
Gleich hat der Weg sich
aufgestaut,
weil andre Radler gaffen.
Ein voller Eimer Wasser
hängt
stets zwischen beiden Rädern.
Und damit wird der Durst
ertränkt
nach harten Kilometern.
"Mein Hobby," jappst das
Rassepferd,
"bringt mich zwar oft ins
Schwitzen.
Doch dadurch kann ich unbeschwert
mal selbst im Sattel sitzen!"
Das scheue Reh
In einem noblen Waldcafe
mit Lüstern an der
Decke
äst ehrfurchtsvoll
ein scheues Reh
in einer stillen Ecke.
Die Gäste hier sind
gut betucht,
auch die auf der Terrasse.
Sie fragen: "Was das Reh
hier sucht?
Mit seiner Untertasse?"
Das Reh zieht jeden Blick
auf sich,
und wird dadurch noch scheuer.
Es fühlt sich mies
und fürchterlich.
Und leidet ungeheuer.
Es winkt den Ober an den
Platz,
und zahlt die kleine Zeche.
Und springt mit einem Riesensatz
schnell aus der Bildschirmfläche.
Verflixte Technik
Der Hahn stellt sich den
Radiowecker
auf vier Uhr dreißig
MEZ.
Und kontrolliert den Schuko-Stecker,
und flattert auf sein Stangenbett.
Die Tätigkeiten sind
Routine.
...
Ihm träumt, verflixt
und zugenäht,
er habe an der Weckmaschine
am falschen Einstellknopf
gedreht.
Im Halbschlaf denkt er nach
und grübelt.
Er zögert, denn sein
Platz ist warm.
Und weil man ihm es sonst
verübelt,
checkt er es ab. - Doch
Fehlalarm.
Der Hahn schaut irritiert
und dämlich.
Am Himmel schwebt der Sonnenball.
Der Wecker schwieg, der
Grund ist nämlich,
im E-Werk herrschte Stromausfall.
Die braune Ziege leckt ihr
Fell.
Und stösst sich ihre
Hörner,
und springt und bockt im
Karussell.
Statt Popcorn frisst sie
Körner.
Sie kitzelt sich im Stall
am Stroh.
Und schüttelt sich
und meckert,
besonders wenn sie Ha-zwei-O
auf ihre Ohren kleckert.
Sie spitzt die Ohren, sie
ist keck.
Und gar nicht kleinzukriegen.
Es wimmeln nur am selben
Fleck
sehr aufdringliche Fliegen.
Ihr Brotherr schwingt ein
Seil samt Pflock.
Und lässt sich bei
ihr blicken.
Doch darauf hat sie keinen
Bock,
und kontert gleich mit Zicken.
Mäuseadler
Das Fallobst hat die Einbahnstraßen
der Feld- und Wiesenmaus
blockiert.
Nun schleppt sie sich durch
Moos und Rasen.
Von Steinen wird sie schikaniert.
Im Dschungel hoher, dichter
Gräser
verliert sie leicht den
Überblick.
Hier nutzen keine Brillengläser.
Sie findet keinen Weg zurück.
'Jetzt kann nur mein Instinkt
entscheiden.
Denn nirgendwo ein Straßenschild.
Er wird mich aus der Irre
leiten,
weil - er ist immer gut
im Bild.'
Die Maus zieht ihrem Pech
entgegen.
Der letzte Strohhalm - er
versinkt.
Sie weiss nicht viel von
Fahrradwegen.
"Hier läuft sich's
gut," meint der Instinkt.
Da nähert sich ein
flinker Radler.
Die Wiesenmaus bleibt staunend
steh'n.
Und das erspäht ein
Mäuseadler,
er stürzt hinab. -
Da war es um die Maus gescheh'n.
Tiefschlaf
Das Murmeltier schläft
Tag und Nacht.
Es schwebt in süßen
Träumen.
Doch einmal ist es aufgewacht,
da kam ihm plötzlich
der Verdacht:
Es könnte was versäumen.
Es stieg aus dem zerwühlten
Nest.
Kein Gähnen konnt'
es halten.
Und stellte kühl und
sachlich fest:
"Von nun an werde ich den
Rest
des Daseins umgestalten."
"Vergessen sei der alte
Trott.
Und auch den alten Leiern
erkläre ich den Staatsbankrott.
Ich mache meine Beine flott,
zum Tanzen und zum Feiern.
Das Murmeltier hat den Beschluss
gefasst, und auch gehandelt.
Die Wirklichkeit hat den
Genuss
in einen dauernden Verdruss
und Ärger umgewandelt.
Da hat das müde Murmeltier
ein zweites Mal entschieden:
"Ab heute bleibe ich bei
mir.
Und nur im Traum bin ich
nicht hier.
Denn: Mein Tiefschlaf macht
zufrieden."
Die Alte PLZ
Ich bin zufrieden mit der
Alten.
Sie ist bekannt im ganzen
Ort.
Ich würde sie so gern
behalten.
Denn zwischen uns: kein
böses Wort.
Noch darf ich ihren Namen
nennen.
Er klingt vertraut und attraktiv.
Bald wird man uns für
immer trennen.
Bald kommt ein letzter Abschiedsbrief.
So lange hat sie mich begleitet.
Jetzt heisst es: Auseinandergeh'n.
Der Trennungsschmerz ist
vorbereitet.
Leb-wohl. Auf Nimmer-Wiederseh'n.
Ein Dankeschön für
deine Treue,
du gute, alte Postleitzahl.
Mein Herz gewöhnt sich
an die Neue.
(Es hat auch keine andre
Wahl!)
Die Neue PLZ
Bald hab' ich eine Neue,
die wird ganz anders sein.
Dass ich mich riesig freue,
versteht sich von allein.
Ihr Outfit: nicht-von-gestern.
Doch international!
Und wenn die Leute lästern,
dann ist mir das egal.
Sie wird die Sache meistern,
und sie erreicht ihr Ziel.
Ihr Tempo wird begeistern.
(Das macht ihr Fifth-Appeal).
Ich werde nichts bereuen.
Bald zündet die Idee.
Dann geh' ich mit der Neuen.
Und meine Alte ist passe.
Traurig - aber wahr
Die Amsel trägt ein
Trauerkleid.
"Warum?", so fragt mich
einer.
Die Antwort: eine Höflichkeit:
"Das weiß bis heute
keiner!"
"Geschwindelt ist das, noch
und noch.
Und das ist eine Sünde.
Vielleicht kennt irgendeiner
doch
die wahren Hintergründe.
Dann habe ich weit ausgeholt,
und gab ihm zu verstehen:
. . . ich habe Sie nicht
angekohlt.
Und wenn, dann aus Versehen.
Der Wurm verbringt die meiste
Zeit
im Boden, eingekerkert.
Darüber hat sich Rock
und Kleid
der Amsel schwarz geärgert."
Am Nebentisch sitzt eine
Schwalbe.
Sie kaut am Sonnenblumenkern,
und zwitschert dazu eine
Halbe.
Man sieht ihr an, das macht
sie gern.
Sie hat den Humpen ausgetrunken.
Ihr Blick durchgeistert
das Lokal.
Der Kellner wird zum Tisch
gewunken:
"Das gleiche, bitte, noch
einmal!"
Beim zweiten Glas kann man
erfahren,
sie feiert hier ihr Abschiedsfest.
Und dann bestellt sie einen
Klaren,
der einen Eindruck hinterlässt.
Bei Malzgebräu und
edlem Hopfen
steigt stets die Stimmung,
doch es droht
durch Übermaß
ein Schädelklopfen,
und außerdem noch
Flugverbot.
"Mir lahmt der Flügel",
hickst die Schwalbe.
"Und bleiern blubbert mir
das Blut.
Anscheinend war die letzte
Halbe
mit 'Hicks' gepanscht und
nicht mehr gut!"
Orientierungs-Los
Im grenzenlosen weiten Meer
verliert die flache Flunder
den Überblick im Fernverkehr.
Und das ist auch kein Wunder.
Die Wasserstraßen
gleichen sich
fast wie ein Ei dem andern.
Es ist zu abenteuerlich,
zum nächsten Strand
zu 'wandern'.
"Was nutzt mir die Geographie
beim Tauchen und beim Schwimmen?
Trotz dieses Wissens kann
ich nie,
den Standort fest bestimmen."
Drum strömt die Flunder
mit der Flut
und treibt mit losen Planken.
Und ihre Seekrankheit beruht
- zum Teil nur - auf Gedanken.
Der berechnende Schwan
Der Schwan kann sonntags
darauf zählen.
Mir wird die Suppe eingebrockt.
Mit Kochen muß ich
mich nicht quälen.
Die Faulheit freut sich
und frohlockt.
Dann putzt er gründlich
seine Federn.
Und er flaniert am Schilf
entlang.
Dort hört er seine
Jungen zetern.
Er schaltet in den fünften
Gang.
Das kann ich heute nicht
vertragen.
Mir schwant so ein Familienstreit.
Der schlägt mir immer
auf den Magen -
und sei es eine Kleinigkeit.
Am Ufer rascheln erste Tüten.
Gelassen schwimmt er seinen
Weg.
'Ich will den schönsten
Anblick bieten.'
Am Futterplatz dicht vor
dem Steg.
Die Beutel werden aufgerissen.
Das-Tischlein-deck-dich
ist am Zug.
Der Schwan schnappt nur
die besten Bissen,
denn Nachschub gibt es noch
genug.
Geliebter dreimal-schwarzer-Kater,
ich bin hier auf Erholungskur.
Mein Seelenklempner und
-berater
ist ansprechbar rund um
die Uhr.
Die Freizeit sollen wir
gestalten.
Ich würde lieber Nacht
und Tag
bei dir sein und die Pfötchen
halten.
Das wäre alles, was
ich mag.
Stattdessen schwitze ich
in Bädern
und dehne mich beim Morgensport.
Und strample auf den Fitnessrädern.
Doch in Gedanken bin ich
fort.
Und streife mit dir durch
die Wiesen.
Ein Halali: der Mäusejagd.
Ich kann es leider nicht
genießen,
denn dieser Spaß wird
mir versagt.
Was für ein Pech: Ich
muß noch bleiben.
Verlängert wird mein
Aufenthalt.
Ich hoffe sehr, du wirst
mir schreiben.
Und wünsche, das geschieht
recht bald.
Der Wetterfrosch
Der Wetterfrosch besteigt
die Leiter.
Das ist für alle das
Signal.
Der Tag wird freundlich,
hell und heiter.
Man weiß es ja vom
letzten Mal.
Der Regenschirm kriegt seine
Pause,
wird weder ein- noch aufgespannt.
Er ruht sich aus, und schläft
zuhause.
Und keinem geht sein Griff
zur Hand.
Doch plötzlich klatschen
Regentropfen
auf das Jackett und ins
Gesicht.
Man hört es an den
Scheiben klopfen.
Die Wettervorschau stimmte
nicht.
Dem Wetterfrosch kann man
vertrauen.
Doch was in diesem Fall
geschah.
Er wollte nach dem Wetter
schauen,
weil er's von unten aus
nicht sah.
Der Vogelzug aus fernem Süden,
erreicht demnächst
sein Reiseziel.
Dann wird er in den Bäumen
brüten
in München, Hamburg
und in Kiel.
Er wird nach Lust und Laune
pfeifen.
Das artet aus zum Freudenfest.
Ein Schnabel wird nach Zweigen
greifen.
Bald sitzt er im gemachten
Nest.
Den Morgen werden sie besingen.
Dann staunt der Gockel auf
dem Mist.
Das wird ihn zur Verzweiflung
bringen,
weil er nicht mehr der Erste
ist.
Der Schneemann schmilzt
schon in der Sonne.
Er wirft den Besen, hat
genug.
Und wir erwarten voller
Wonne
den federbunten Vogelzug.
Schlafende Hunde
Den Hund, der schläft,
sollst du nicht wecken.
Es könnte sonst gefährlich
sein.
Hast du auch keinen Dreck
am Stecken,
vielleicht reizt ihn dein
Hosenbein.
Hier ist es angebracht zu
fliehen.
Auf leisen Sohlen schnell
und still.
Als Sprichwort heißt
es: Leine ziehen.
Bevor geschieht, was man
nicht will.
Den Hund, der schläft,
sollst du nicht wecken.
Du fragst: Warum? Natürlich
weil,
er setzt dich erst in Angst
und Schrecken
und beißt dir dann
ins Hinterteil.
Hund und Katze
Ein Hund liebt eine Katze.
Die Eltern schimpfen nur:
Das ist doch fehl am Platze
und gegen die Natur.
Die Katze zeigt die Zähne
und maunzt im Hintergrund:
Durchkreuzt nicht uns're
Pläne.
Und hört auf euren
Hund.
Wir können uns gut
leiden.
Mein Hund der größte
Schatz.
Wir beißen, buckeln,
streiten
niemals wie Hund und Katz'.
Der Waschbär
Der Waschbär stellt
bei vierzehn Grad
sich pfötchenwringend
auf die Beine.
Er putzt vom Fell den Blattspinat.
Und bringt sich spielerisch
ins Reine.
Es mangelt ihm an Gut und
Geld
für eine teu're Waschmaschine:
Die kostet sicher nicht
die Welt,
doch leider mehr als ich
verdiene.
Und deshalb wäscht
er stets am Bach
an einer seichten Uferstelle.
Sein Waschprogramm macht
keinen Krach,
nur hin und wieder eine
Welle.
Das Waschbärfell ist
im Vergleich
zu porentiefen Kleidungsstücken
besonders zart und kuschelweich.
Und drin zu sein, verschafft
Entzücken.
Der Drachen
Der Drachen dieses Ungeheuer
benimmt sich fuchs- und
teufelswild.
Beim kleinsten Anlaß
spuckt er Feuer,
was führt er nur in
seinem Schild.
Er schnaubt und läßt
sein Fauchen hören.
Sein Wutanfall ist dauerhaft.
Und niemand kann ihn dabei
stören.
Es ginge über jede
Kraft.
Die Worte: Mitleid und Erbarmen.
Die sind ihm völlig
unbekannt.
Das raubt den Bauern auf
den Farmen
den letzten Nerv und den
Verstand.
Was sollen kleine Leute
machen?
Mit Fliegenleim und Mäusespeck
besiegt man leider keinen
Drachen.
Auch Zauberei hat keinen
Zweck.
Der Drachen mischt sein
Höllenfeuer
mit Galle, Gas und Rattengift.
Wir hoffen, daß das
Ungeheuer
sich eines Tages selber
trifft.
Ein Piepsmatz
Ein Piepsmatz im gemachten
Nest
schaut eifrig in die Runde.
Denn er beschäftigt
sich sehr fest
mit Sach- und Heimatkunde.
Der Baum mit seinem Blätterdach
beschirmt sein Flaumgefieder.
Doch er denkt an sein Lieblingsfach:
Und das sind Vogellieder.
Er kennt zwar erst das Grundprinzip
und stimmbrucht zu den Sternen
ein dreimal kräftiges
Gepiep.
Den Rest muß er noch
lernen.
Die Kröte und ihr Mann
Die Kröte kriecht zum
Kinderkriegen
zu ihrem hergestammten Teich.
Im Laubwerk läßt
sie alles liegen,
und macht sich auf den Weg
sogleich.
Den Partner schnallt sie
auf den Rücken,
denn Laufen macht ihn tierisch
krank.
Sie rucksackt ihn aus freien
Stücken.
Er ist zum Glück noch
gertenschlank.
Sie überqueren Hindernisse
und stolpern über Stein
und Stock.
Auf eine Maschendrahtkulisse,
da haben beide keinen Bock.
Sie schleppen sich durch
eine Rinne.
Es fehlt die Puste und der
Schwung.
Sie halten eine Weile inne
auf ihrer Krötenwanderung.
Eine besondere Art von Motten
Klamotten hängen Stück
an Stück
im Schrank an Kleiderbügeln.
Es gibt kein vorwärts
und zurück.
Und nichts kann sie beflügeln.
Das Jahr hindurch ist Paarungszeit.
Sie sind nicht auszurotten.
Selbst wenn es draußen
stürmt und schneit,
vermehren sich Klamotten.
Zum Großteil sind
sie gut in Schuß.
Doch manche sind verwaschen.
Und manche tragen Reißverschluß
statt Knöpfen an den
Taschen.
Klamotten mit und ohne Fleck,
verschenkt man schließlich
weiter.
Für einen gutgemeinten
Zweck
zur Sammlung alter Kleider.
Eisbärsorgen
Der Eisbär spürt
an einem Morgen:
Den Weltschmerz unterm dichten
Fell.
Er macht sich daher ernsthaft
sorgen
entgegen seinem Naturell.
Der Fischfang und das Robbenjagen,
das ist nicht mehr, was
es mal war.
Die Hirngespinste, die ihn
plagen,
sind eine drohende Gefahr.
Er lamentiert und knurrt
und grübelt.
Und fragt: Was das bedeuten
soll.
Doch wer ihm diesen "Spaß"
verübelt,
dem haut er glatt die Hucke
voll.
Mit ihm ist nichts mehr
anzufangen.
Die meiste Zeit liegt er
auf Eis.
Und niemanden will er empfangen.
Er macht sich selbst die
Hölle heiß.
...
Der Schmerz um nichts ist
aufgehoben.
Der Eisbär fühlt
sich wieder wohl.
Den Grieskram hat er fortgeschoben.
Nun tanzt er Tango auf dem
Pol.
Der Reißwolf
Der Reißwolf ist kein
wildes Tier.
Das sind die wahren Fakten.
Und er ernährt sich
von Papier
und angegilbten Akten.
Er ist sehr zahm und stubenrein,
hat keine Starallüren.
Und niemand muß bei
Mondenschein,
den Reißwolf Gassi
führen.
Als Auslauf dient ihm das
Quadrat
auf dem die Füße
stehen.
Jedoch durch einen Mann
der Tat
läßt er sich
einfach drehen.
Wenn er ein DIN-A-4 zerreißt,
dann fliegen zwar die Fetzen.
Was aber keineswegs beweist,
der will brutal verletzen.
Der Reißwolf: Harmlos
wie ein Schaf.
Genügsam und beschaulich.
Und jedes Schriftstück,
oh wie brav,
behandelt er vertraulich.
Der Kabeljau
Im Golfstrom schwimmt ein
Kabeljau.
Sein Rheuma in den Gräten
macht endlich wieder einmal
blau.
Der Schmerz schließt
seine
Läden.
Die Kiemen atmen durch und
auf.
Er fühlt sich spürbar
besser.
Die Schwitzkur nimmt er
gern in Kauf
im salzigen Gewässer.
Er paddelt völlig unbeschwert
mit seinen Seitenflossen.
Und schweigt gekonnt und
sehr gelehrt
mit fremden Artgenossen.
Das warme Wasser konnte
sich
als Medizin entpuppen.
Der Kabeljau denkt: 'Hoffentlich
hilft es auch gegen Schuppen'.
Ein Rabenleben
Der Rabe Krächz und
seine Frau,
die wissen immer haargenau,
wo Bauern Weizenfelder mähen
und wo sie neue Saaten säen.
Sie kennen jeden Ackerrain.
Vom nahen Berg das Felsgestein.
Den Ausblick von den höchsten
Bäumen,
die uferlängs den Bachrand
säumen.
Kaum gibt die Nacht dem
Tag die Hand,
da kreisen sie schon übers
Land
und äugen schielend
nach dem Futter.
Als Schlußlicht dient
die Rabenmutter.
Auf einmal krächzt
sie laut und wild.
Der Rabenvater ist im Bild.
Frau Rabe sieht in weiter
Ferne
gereifte Sonnenblumenkerne.
Die Rabenmeute stürzt
im Nu
auf diese Leckerbissen zu.
Sie stellen keine dummen
Fragen:
(Wem dieses wohl gehören
mag?)
und füllen ihren leeren
Magen.
So gegen Mittag macht man
Halt
auf einem Ast im Rabenwald.
Und döst mit anderen
Kumpanen,
um dann den Rest des Tags
zu planen.
Am Abend hockt man faul
im Nest
und hält Gedachtes
krächzend fest.
Der Opa kennt noch alte
Bräuche
und singt von einer Vogelscheuche.
Lieber Wetterfrosch
Lieber Wetterfrosch, verschone
uns mit einer Tiefdruckzone.
Sende warme Meeresluft,
leicht gewürzt mit
Blumenduft.
Laß die Winde mäßig
wehen,
daß sie nicht dem
Wetterhahn
gar zu arg den Kopf verdrehen
auf dem Kirchturm nebenan.
Sei hübsch überwiegend
heiter.
Steig hinauf auf deine Leiter,
daß es nicht vom Himmel
gießt.
Und uns den nächsten
Tag vermiest.
Schweine
Schweine grunzen frohe Weisen,
schnüffeln quiekend
im Morast,
stochern mit den kurzen
Rüsseln
nach den Körnern -
voller Hast.
Rosa Ferkel reißen
Witze
und Sau Mutter lacht dazu
-
außer bei vermenschten
Zoten.
Sowas bringt sie aus der
Ruh'.
Vater Eber schnaubt zufrieden,
denn die Ferkel sind sein
Werk.
Und er ringelt sich sein
Schwänzchen,
Borsten stehen ihm zu Berg.
Diese quietschvergnügte
Meute
hat doch wirklich Schweineglück.
Außer - es wär'
Schlachttag heute,
und der Bauer holte sich
ein fettes Stück.
Ein Osterhase im Winter
Ein klitzekleiner Osterhase,
der bohrt verstört
in seiner Nase.
Geduckt hockt er am Wegesrand.
Sein Blick schweift traurig
übers Land.
Die Löffel wirken langgezogen.
Die schnöde Welt hat
ihn betrogen.
Was ist des Hasen Mißgeschick?
Man würdigt ihn mit
keinem Blick.
Er hoppelt einsam durch
die Fluren,
legt hakenschlagend Hasenspuren.
Und kommt ein Wanderer daher,
dann hasenfußt er
kreuz und quer.
Es dämmert schon. -
Der Wandersmann, der sieht's
nicht mehr.
"Warum", beginnt der Hase
seine Klage,
"bin ich beliebt am Ostertage,
doch niemals, wenn es stürmt
und schneit?"
Berechtigt scheint mir seine
Frage!
Ein Besserwisser weiß
Bescheid:
"Im Winter zählt bei
allen nur
- die Weihnachtszeit."
Ein - oder zwei Esel
Ein Esel tritt mit seinem
Huf
und sagt, das sei sein Hauptberuf.
Er meckert dabei störrisch,
frech
und redet wirres, hohles
Blech.
Die Dornen sind sein Lieblingsplatz.
Er ieht und aaht in jedem
Satz.
Er frißt die Dummheit,
fühlt sich schlau.
Sein Name lautet: Meister
Grau.
Zu jeder Sache weiß
er Rat.
Ein Esel-Ei schmeckt delikat.
Zumindest wenn man es verschluckt.
Doch später wird es
ausgespuckt.
Ein Esel nutzt die meiste
Zeit
für ausgedehnten Zwist
und Streit.
Verleumdet alles, was sich
regt
und eine and're Meinung
pflegt.
Er selber sei ein großer
Geist,
das denkt er sich, was glatt
beweist,
wie eselhaft er von sich
denkt,
da er sich selber Glauben
schenkt.
Du meinst vielleicht, ich
spreche nur
von einem Esel - keine Spur.
Ich meine nicht das arme
Tier.
Es ist mißbraucht
zum Schimpfwort hier.
Du denkst, daß ich
ein Esel sei!
Da hast du recht, schon
sind wir zwei.
Ein Pinguin
Ein kleiner, flotter Pinguin,
mit einem schwarzen Frack.
Der wollte in die Sonne
zieh'n.
Sein Schuhzeug zierte Lack.
Er lutschte noch ein Eis
am Stiel,
das ihm ein Seehund gab.
Er sprach von seinem Reiseziel
und nahm den Wanderstab.
Er legte los im Watschelgang.
Er kam nicht recht vom Fleck.
Da dachte er: "Der Weg ist
lang!
Mein Ziel hat keinen Zweck."
Er kehrte um, da war ihm
wohl.
Er folgte seiner Spur.
Die führte ihn zurück
zum Pol.
Dort fragte er:
"Ein Pinguin mit Sonnenbrand?
Was soll das nur?"
Wenn die Enten ...
Wenn die Enten quakend schnattern,
wild mit ihren Flügeln
flattern,
Tauben auf den Dächern
gurren,
Katzen faul am Ofen schnurren,
wird das Harte - aufgeweicht
und das Schwere - federleicht.
Wenn die Dschungelelefanten
und die ihnen Anverwandten
auf dem Glatteis Polka tanzen
- zum Vergnügen ihrer
Wanzen,
wird Vergilbtes - blütenweiß
und die kalten Füße
- heiß.
Wenn die Affen auf den Bäumen
von den Menschen-Affen träumen,
wenn die Mäuse auf
dem Rasen
Wege bau'n und Einbahnstraßen,
flieht der Kummer und das
Leid
- wenigstens für kurze
Zeit.
Zirkusreif
Im Käfig tappt ein
Königstiger
vor Langeweile hin und her.
Und wäre er ein Eisenbieger,
bald wäre sein Gefängnis
leer.
Er denkt sehr oft daran
zu fliehen.
Den Zirkus hat er gründlich
satt.
Und muß mit ihm doch
weiterziehen,
dorthin, wo er ein Gastspiel
hat.
Als Blickfang - eine Augenweide.
Sein Brüllen jagt durch
Mark und Bein.
Zu Wärtern ist er sanft
wie Seide.
Jedoch publik darf das nicht
sein.
In seine schiefen, stumpfen
Zähne
steckt sich der Kopf von
einer Frau.
Sie grault ihm dabei seine
"Mähne".
Das Publikum beklatscht
die Schau.
Vergittert lebt der Königstiger.
Und er erhält sein
Gnadenbrot.
Er ist bereits ein müder
Krieger.
Wer weiß - vielleicht
bald mausetot.
Mein Hund
Mein Hund ist eine treue
Seele,
verläßlich und
ein Kamerad.
Er hört aufs Wort und
die Befehle
befolgt er draußen
und privat.
Sein Stammbaum wächst
in einer Gasse.
Kein Wort von ihm steht
auf Papier.
Er stammt aus einer Mischlingsrasse,
ein aufgewecktes, schlaues
Tier.
Von Kindern läßt
er sich gern streicheln.
Und er beschnuppert seine
Welt.
Wenn miese Menschen ihn
umschmeicheln,
wird er erst wütend,
bis er bellt.
Zur Pflege hab' ich ihn
genommen.
Im Tierheim hat er einst
gewohnt.
So bin ich auf den Hund
gekommen.
(Das hat sich aber auch
gelohnt!)
Der Hai
In der Karibik kreuzt ein
Hai,
um seinen Bauch zu füllen.
Doch keine Scholle schwimmt
vorbei.
Da fragt er sich im Stillen:
'Wo zieht der reich gedeckte
Tisch
durch dichte Wassermassen?
Wo läßt sich
wohl ein kleiner Fisch
mit spitzen Zähnen
fassen?'
Da strömt ein Herings-Schwarm
vorbei.
Kein Grund für lange
Reden.
Statt Stimmungstief - der
Hai ist high,
und stürzt sich auf
die Gräten.
Die Welt für sich allein
Die Katze lauert auf dem
Acker
auf eine Feld- und Wiesenmaus.
Sie zeigt Geduld. Und hält
es wacker
selbst in der Affenhitze
aus.
Jedoch die müden Mäuse
pennen
in ihrem kühlen Mauseloch,
anstatt im freien rumzurennen.
Das langweilt den Dreikäsehoch.
Er schnuppert mit der feinen
Nase
in blendend hellen Sonnenschein.
Und einsam liegt die Mäusestraße.
Die Welt hat er für
sich allein.
Nun kriecht er - ohne viel
zu fragen -
ins Freie, weil er spielen
mag.
Und sein Gesicht scheint
stolz zu sagen:
'Ich bin zufrieden mit dem
Tag.'
Urplötzlich schnappt
ihn eine Kralle
von hinten, und er quietscht
den Satz:
"Ich sitze in der Mausefalle
und bin wahrscheinlich für
die Katz'!"
Insektenpulver
Der Hund hat einen Untermieter.
Es ist ein zirkusreifer
Floh,
der drangsaliert ihn hin
und wieder.
Und lacht dazu noch schadenfroh.
Da hilft kein Rubbeln, Schütteln,
Kratzen.
Der Floh geht ganz gerissen
vor.
Und hütet sich vor
Hundetatzen.
Herrscht dicke Luft, flitzt
er ins Ohr.
Dem Hund bezahlt er keine
Miete,
trotz Unterkunft und Speis'
und Trank.
'Das kommt bei mir nicht
in die Tüte,
schon der Gedanke macht
mich krank.'
Die Kratzereien, sie bezweckten
-
Der Hundehalter reibt sehr
schnell
ein Pulver gegen die Insekten
ins glänzend weiche
Hundefell.
Der Floh kann den Geruch
nicht leiden.
Das ist zum Kündigen
ein Grund.
Er schaut sich um nach allen
Seiten,
und mietet einen Schäferhund.
Die Eintagsfliege
Es schlüpft die flinke
Eintagsfliege
beim allerersten Sonnenstrahl
aus ihrer ei-umschalten
Wiege.
Und überblickt ihr
Stammlokal.
Nun putzt sie sorgsam ihre
Flügel
und nimmt ein kurzes Trockenbad.
und schwirrt auf einen Kleiderbügel,
auf dem sie nichts zu suchen
hat.
Die Neugier läßt
sie weiterfliegen
zur Küche auf den Futterplatz.
Dort kann sie eine Nahrung
kriegen
aus Krümeln, Toast
und Kaffeesatz.
Punkt sieben gibt es Marmelade,
geköpfte Eier - dotterweich.
Sie wird verscheucht, und
das ist schade.
Ein Zweitversuch - nicht
aussichtsreich.
Genießen, putzen oder
fliehen.
Teils Ärger, teils
ein Freudentanz.
Und abends einen Schlußstrich
ziehen.
Und mitternachts die Schlußbilanz.
Was Maus in der Mäuseschule
lernt
Die Namen der Getreidesorten,
und wie maus einen Stollen
gräbt,
um dort das Sammelgut zu
horten,
von dem maus durch den Winter
lebt.
Die Vorfahrtsregeln auf
den Straßen
bei hoher Fluchtgeschwindigkeit.
Das Trampeln durch gepflegten
Rasen,
selbst wenn die Hausfrau
gilft und schreit.
Wie Eulen uhen, Katzen lauern,
und wie der Mäusebussard
kreist.
Wer dabei döst, ist
zu bedauern,
weil bald ein Feind die
Maus zerreißt.
Der Lehrer denkt, was ich
nicht fasse,
die Schüler sind so
lämmerbrav.
Nun übt er mit der
Mäuseklasse
zwei Stunden lang den Winterschlaf.
Die Stute und ihr Fohlen
Die Stute wiehert zu dem
Fohlen:
"Bedenke immer, was du treibst.
Sonst wird dich noch der
Teufel holen.
Und du mußt sehen,
wo du bleibst.
Es lauern überall Gefahren,
die deine Jugend übersieht.
Bei vielem bist du nicht
im klaren,
was eigentlich um dich geschieht.
Du bist beschützt an
meiner Flanke.
Selbst wenn ein Gegner Böses
sinnt,
verweise ich ihn in die
Schranke.
Und kämpfe bissig um
mein Kind."
Die Stute stoppt, um Luft
zu holen.
Und flüstert zärtlich
noch zum Schluß:
"Sei immer artig, Gott be-Fohlen!"
Und gibt ihm einen Pferdekuß.
Der Goldfisch
Der Goldfisch schwimmt im
Wasserglas
zu jeder Tagesstunde
- nur aus Gewohnheit, nicht
zum Spaß! -
zehnmal die Ehrenrunde.
Am Morgen und bei Dämmerung
erhält er feine Happen.
Sein Kreislauf rappelt sich
in Schwung.
Er schätzt das Futter-schnappen.
"Und könnte mein Aquarium
mir mehr an Auslauf bieten,"
so klagt er unhörbar
und stumm,
"dann wäre ich zufrieden."
Er blubbert noch: "Es wäre
cool
im Bottich rumzuflossen.
Noch toller wär' ein
Swimming-Pool
mit anderen Genossen."